Wiener Notizen #1

You go where you must, you always go where you must.
–– Steve Dalachinsky

Zwei Monate Wien stehen mir bevor. Meinen letzten Wien-Aufenthalt hatte ich in dem Büchlein Anilingasse – Ein Wien-Diarium (Edition Baes, 2018) gewürdigt. Vor der Bahnfahrt nach Wien las ich flugs noch die eingegangenen Mails. Es war erschütternd. Ich musste lesen, dass der Belfaster Künstler und Autor Micky Donnelly gestorben war, mit dem mich seit Anfang der 90-er Jahre eine Freundschaft verband, auch weil wir quasi Zwillinge waren, d. h. am gleichen Tag das Licht der Welt erblickt hatten. Dazu passte, dass ich 2007 Mickys Roman Doubletime übersetzen sollte; die Übersetzung erschien in der Edition Nautilus unter dem Titel Belfaster Doppel.

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»Der einfache Ausdruck komplexen Denkens« – Donald Judd im texanischen Marfa

Die Ausstellung Judd im New Yorker Museum of Modern Art (1. März bis 11. Juli 2020) ist die erste größere Retrospektive der Werke von Donald Judd (1928–1994) in den USA seit über dreißig Jahren. Judd wird immer wieder als Minimalist bezeichnet, eine Kategorisierung, die er für sich ablehnte. Für ihn war sein Werk der »einfache Ausdruck komplexen Denkens« und wegen der mannigfaltigen Beziehungen zwischen Material, Farbe und Raum alles andere als minimalistisch. Er suchte für seine konstruierten Werke sowie für den durch diesen kreierten Raum Autonomie und Klarheit, eine rigoros demokratische Präsentation ohne kompositorische Hierarchie. Er ließ seine Objekte – Kuben, Würfel, horizontale und vertikale sog. »Progressionen« und Wandstücke aus einbrennlackiertem Aluminium oder aus Stahl und Plexiglas – industriell herstellen, um eine größtmögliche Präzision zu erreichen und das Material nicht mehr bearbeiten zu müssen. Judd richtete seine Kritik gegen jede Art des Illusionismus. Er geriet dadurch in Widerspruch zu dem Faktum, dass Illusion – wie Adorno ausführte – den Kunstwerken, auch den nicht abbildenden tief eingesenkt ist. »Ihre Zweckmäßigkeit bedarf des Unzweckmäßigen. Dadurch gerät in ihre eigene Konsequenz ein Illusorisches hinein; Schein ist noch ihre Logik.«

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Arbeitsstipendium

Arbeitsstipendium
der Kulturstiftung NRW, 2018

L.I.T

Paris

Den New Yorker Dichter Steve Dalachinsky und seine japanische Frau, die Schriftstellerin und Künstlerin Yuko Otomo, zieht es seit langer Zeit immer wieder nach Frankreich, wo Dalachinsky 2014 mit dem Orden »Chevalier des Arts et des Lettres« ausgezeichnet wurde. Es zieht sie vor allem nach Paris, den Sehnsuchtsort amerikanischer Schriftsteller der 1920-er Jahre, aber auch in andere Städte, wie etwa Marseille: »i approach life as a self-centered madman / here in the city of artaud’s birth«.  Die Größen von einst sind präsent: »in the toilette / in front of gate 73 / Louis Armstrong sings & plays / i can’t see him but i know he’s here…« Diese Zeilen findet sich in Dalachinskys Gedichtband where night and day become one – the french poems 1983- 2017(Great Weather for Media, New York City, 2018). Über dieses Werk schrieb Gary May im französischen Improjazz Magazine (07- 08, 2018): »Steve Dalachinsky ist einer der großen ›Flaneure‹ unserer Zeit. (…) Steve ist ein Poet, ein wahrer Poet, und in diesen Zeiten der Tweets und Trumps ist es notwendiger denn je, den Poeten zuzuhören, denn wie Steves Freund Ted Joans konstatiert hat, ›hast du vom Dichter NICHTS zu befürchten, außer der WAHRHEIT‹. Dieses Buch enthält Seiten der Wahrheit, die ohne Mäßigung gelesen werden sollten.« Für Dalachinsky, so Valery Oisteanu im Sensitive Skin Magazine (Juli 2018) »sind Friedhöfe wie Père Lachaise ein Muss für die Hipster, die nach anzestraler oder ästhetischer kommunitärer Verbundenheit, nach Orten suchen, die nach toten Dichtern benannt sind.«

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Film: Inhale

(Foto: Uta Baatz)

Film: Inhale. Performance: John Giorno, concept and camera: Jürgen Schneider.
Limited Edition. With an introduction by Jürgen Schneider and poems by John Giorno.
Berlin: Hybriden Verlag, 2019 (in Vorbereitung)

(Foto: Uta Baatz)